Grafik

Ebersbach-Neugersdorf

.

 



Entwicklung einer regionalen Umgebindehausstrasse

Die Stadt Ebersbach-Neugersdorf mit ca. 13.000 EW liegt im Herzen des Oberlausitzer Umgebindehaus-Landes. Mit einem Bestand von über 700 Häusern hat Ebersbach-Neugersdorf den größten Bestand dieser regional prägenden Fachwerkbauweise. Der Beitrag zur Fachwerktriennale 2015 – „Kooperation mit der Wirtschaft“ stellt sich die engere Verflechtung von Wirtschaftsunternehmen mit Partnern der klassischen Tourismusbranchen und den Kommunen zum Ziel. Im Ergebnis eines tiefgreifenden Strukturwandels und einer dramatischen demografischen Entwicklung ringt die Region um ein neues Selbstverständnis. Am Beispiel einer regionalen „Oberlausitzer Umgebindehaus-Straße“ sollen Potentiale der touristischen Entwicklung für die regionale Imagebildung eines gelungenen Strukturwandels genutzt werden.

Im Rahmen der Fachwerk Triennale 2015 sollen:

  • die Stadt Ebersbach-Neugersdorf als Modellbeispiel der Aufwertung historischer Gebäudesubstanz als Chance der demografischen Entwicklung präsentiert und im Netzwerk der deutschen Fachwerkstädte diskutiert werden.

  • die Nutzung des Fachwerkbestandes für ein positives regionale Image als Voraussetzung für die Sicherung der industriellen Fachkräfte in einer Region mit sinkender Bevölkerung stärker gewichtet werden.

  • im Kontext der Imagebildung die Entwicklung einer regionalen Umgebindehaus-Straße als regionale Gemeinschaftsaufgabe der Gesamtwirtschaft im Verbund regionaler Kommunen erprobt werden.




Umgebindeland ist besonderes Reiseziel

.
 Einen wichtiten Schritt gemacht: Die neue Route der DFS ist eröffnet.
Einen wichtiten Schritt gemacht: Die neue Route der DFS ist eröffnet..

Von Diana Wetzestein*13. Oktober 2015_Ebersbach-Neugersdorf. Es ist eine Kulturlandschaft mit einer einzigartigen Fachwerkbauweise: die Umbegindelandschaft. Jetzt gehört ein Teil davon zur Deutschen Fachwerkstraße (DFS), die damit auf eine ganz besondere Form des Fachwerks in der Oberlausitz, im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien hinweist. Den Reisenden auf dieser Strecke erwartet eine Vielzahl an Häusern, die seit dem 16. Jahrhundert dort nachweisbar in Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise gebaut wurden und wie maßgeschneidert auf die Landschaftsbedingungen die Jahrhunderte überdauerten.

Während der Fachwerk Triennaleveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte (ADF) in der Alten Mangel in Ebersbach-Neugersdorf, wurde die neue Route der Deutschen Fachwerkstraße eröffnet. Der Rundweg durch die Orte Ebersbach-Neugersdorf, Großschönau, Seifhennersdorf, Herrnhut, Oderwitz und Kottmar sei auch durch die „zielstrebige Wegbereitung von Dr. Klaus Otto und Prof. Manfred Gerner möglich geworden“, sagte die Sächsische Landeskonservatorin Prof. Dr. Rosemarie Pohlack in ihrem Vortrag, der das „Reiseziel Umgebindeland“ aus denkmalpflegerischer Sicht beleuchtete.  

„Umgebindeland, das ist eine Wortschöpfung, die sehr kreativ mit einem Projekt des alten Landkreises Löbau-Zittau 1993 entwickelt wurde. Schon damals ging es um einen länderübergreifenden Ansatz mit Welterbe-Ambitionen“, sagte die Landeskonservatorin. Denn im Umgebindeland stehen zurzeit noch etwa 6.000 Umgebindehäuser mit Denkmalstatus und circa 1.000 ohne diesen denkmalpflegerischen Schutzschild. Dass es in der Oberlausitz diese Umgebindehauslandschaft noch gibt, sei vielen einzelnen Akteuren, aber auch der Stiftung Umgebindehaus und dem Sächsischen Verein für Volksbauweise zu verdanken, letzterer steht bereits seit 25 Jahren für die Erhaltung der Häuser ein.

Auch die DFS feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Mit der Einweihung der Sächsischen Route der DFS geht auch für Prof. Manfred Gerner ein großer Wunsch in Erfüllung, der seine Idee, die Deutsche Fachwerkstraße als touristischen Zweig der ADF aufzubauen, im Jubiläumsjahr krönt. „Die Umgebindehäuser als Impulsgeber sind das weltweite Alleinstellungsmerkmal und das Kapital der Region und ihrer Menschen“, sagte der Präsident der ADF. Die Fachwerk Triennale 15 diene als Plattform für die Einweihung der neuen Route in der Oberlausitz, jetzt liege es an der Zusammenarbeit zwischen der Geschäftsstelle in Fulda und den Akteuren vor Ort, den Tourismusmagneten Umgebindehaus gemeinsam zu vermarkten.

„Wir können mit der Deutschen Fachwerkstraße eine neue Brücke im Dreiländereck bauen“, sagte der Landrat des Kreises Görlitz, Bernd Lange. Die Landkreise Bautzen und Görlitz hätten seit 2004 und der Gründung der Stiftung Umgebindehaus mehr als 5 Millionen Euro an Fördergeldern in Umgebindehäuser investiert. „Wir sind reich an Kulturschätzen, das wollen wir jetzt noch stärker nach außen tragen und die Aufnahme der Umgebindehauslandschaft in die Welterbeliste der UNESCO als Ziel im Auge behalten“, so der Landrat.

Dieses Ziel könnte in Sachsen in nicht allzu langer Zeit realisierbar sein, schließlich hat der Freistaat Sachsen dafür einen „Welterbekoordinator“ eingesetzt, der die regionalen Akteure vor Ort betreut, berichtete Ministerialrat Ulrich Menke, der als Vertreter des Sächsischen Innenministeriums an der feierlichen Eröffnung der regionalen Umgebindehausstraße teilnahm. „Die Menschen in dieser Region setzten sich mit kleinen Beiträgen erfolgreich für das große Ziel ein“, so der Ministerialrat.

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der ersten sechs Orte der Umgebindehausstraße bestätigten in ihren Beiträgen die Alleinstellungsmerkmale. „Die Alte Mangel ist ein repräsentatives Beispiel für gelungene Sanierung“, sagte die Bürgermeisterin von Ebersbach-Neugersdorf in ihrer Begrüßung. Sie betonte, dass man nach dem 2. Weltkrieg mehr als die Hälfte an Umgebindehäusern verloren habe, die Kulturlandschaft sei dadurch gefährdet gewesen, jetzt wolle man dieser auch durch die Eröffnung der Umgebindehausstraße eine sichere Zukunft geben.

In der Tat sind diese Häuser von allen Generationen gut zu bewohnen, in ihrer Bauart zudem energetisch geradezu vorbildhaft gebaut und durch die Baustoffe Stein, Lehm und Holz als nachhaltig zu werten. Ebersbach-Neugersdorf hat heute noch 718 Umgebindehäuser und ist die Stadt mit dem höchsten Bestand dieser Architektur. Dort ist die Stiftung Umgebindehaus angesiedelt, zudem ist die Stadt das Grundzentrum für wichtige Dienstleistungen für das gesamte Umgebindeland.

Für Kottmar stellte Christfried Heinrich, Museumsleiter in Eibau, die Gemeinde vor. Dort habe man noch 646 Umgebindehäuser, hier seien es die Faktorenhäuser, die typischen Häuser der Leineweber und des Leinwandhandels, die am Tag des offenen Umgebindehauses viele Gäste interessierten. Diesen besonderen Denkmaltag gibt es in allen Umgebindeorten, so auch in Herrnhut. Für seine Stadt ergriff Bürgermeister Willem Ricke das Wort. „Hier muss ich vor allem erst einmal Bernd Noack für seine Arbeit danken. Ohne ihn hätte es diese Eröffnung heute nicht gegeben“, sagte der Bürgermeister, der als wichtigstes Ziel für die 140 Umgebindehäuser in seiner Gemeinde, die UNESCO-Welterbeliste anpeile. Mit der Eröffnung der Umgebindehausstraße sei ein wichtiger Startschuss dazu erfolgt, denn auch die interkommunale Zusammenarbeit sei dadurch verstärkt worden. Amtskollegin Adelheit Engel aus Oderwitz zählt 500 Umgebindehäuser in ihrer Gemeinde. Vor allem die Bockwindmühlen, die touristisch erschlossen zu einer Attraktion geworden sind, hat dieser Ort der neuen Route zu bieten.
Bürgermeister Frank Peuker aus Großschönau warb für Urlaub im Umgebindehaus. „Wir haben bereits 27 Gasthäuser, in denen man Urlaub machen kann“, so der Bürgermeister. Insgesamt hat die Gemeinde 660 denkmalgeschützte Umgebindehäuser, der Umgebindehaus-Denkmalpfad in Waltersdorf gibt Einblicke in die Häuser, in denen bis ins 20. Jahrhundert hinein die Webstühle klapperten.  

„Wir haben hier alles, was der Mensch zum Leben und Glücklich sein braucht“, bestätigte Amtskollegin Karin Berndt aus Seifhennersdorf. Die Stadt zählt 300 Umgebindehäuser, darunter ein Muster-Umgebindehaus, in dem gezeigt wird, wie die moderne Sanierung eines Kulturdenkmals gelingt. Zwei Drittel der Gemeindegrenzen reichen an die Tschechische Republik heran, diese Nähe zum demokratischen Binnenstaat macht deutlich, wie wichtig eine grenzübergreifende Zusammenarbeit für diese Umgebindehauslandschaft sei, so die Bürgermeisterin, die bereits für die Aufnahme von Varnsdorf, Tschechien, appellierte. Denn so würden "Grenzen" überschritten.
Eine Reise entlang der neuen Route wird nun dringend empfohlen. Zu jeder Jahreszeit besonders, aber im Sommer und Herbst, wenn die Gärten vor den Häusern blütenreich das in Szene setzen, was die Menschen dort als ihren Schatz bewahren, ist das Umgebindeland einfach bezaubernd.

*Fotos der Veranstaltung unter: galerie.fachwerkagentur.de




 

Ansprechpartner

Bernd Noack • Matthias Lachmann
Reichsstraße 1 • 02730 Ebersbach-Neugersdorf
TEL. 03586 - 763101 • FAX 03586 - 763188
stadtverwaltung@ebersbach-neugersdorf.de 
www.ebersbach-neugersdorf.de