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Herborn

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Herborn 2025 - Neue Partnerschaften entwickeln

In kaum einer anderen Fachwerkstadt liegen historisches Stadtzentrum, gründerzeitliche Wohnbebauung und traditionelle Industriestandorte so dicht beieinander. Trotz der Teilerfolge bei der Stadtsanierung der vergangenen Jahre sind alle Teilbereiche noch vom wirtschaftlichen und demographischen Wandel gekennzeichnet. Brachliegende Flächen, große Immobilen mit Instandhaltungsstau und die typischen Doppelhausstrukturen des Herborner Fachwerks stellen eine Herausforderung für Eigentümer, Stadt und neue Nutzer dar. Mit der Zusage zum Hessentag 2016 will die Stadt Herborn die Chance für die Entwicklung neuer Partnerschaften für die Stadt nutzen. Im Rahmen der Fachwerktriennale wird das Konzept "Herborn 2025" entwickelt und zur Diskussion gestellt. Durch die möglichst umfangreiche Einbeziehung privater Partner und, je nach Zielgruppe differenzierter Entwicklungsmodelle, sollen umfangreiche investive Maßnahmen angeschoben und durch öffentliche Förderungen flankiert werden. Starterprojekte sind der Bahnhof und die Corvinsche Druckerei. Darüber hinaus soll der Aufbau eines Verfügungsfonds mit privaten Partnern unterstützt werden.




Willkommen in Herborn 2025

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 Karim El Ansari stellte das Bahnhofsprojekt vor
Karim El Ansari stellte das Bahnhofsprojekt vor.

Von Diana Wetzestein*17. September 2015_Herborn. Das Bahnhofsgebäude soll so schön sein, dass der Kaiser hier aussteigen will. Als es 1908 gebaut wurde, war das ein wichtiges Kriterium für die Planung. Darum baute man das herrschaftliche und edle Gebäude so, wie es heute noch zu sehen ist, mit einem großen Rundbogenfenster und dem Renaissancegiebel, aus Sandstein, Holz und Beton. Seinerzeit plante der Architekt Ludwig Hofmann es im Stil der Neurenaissance und stimmte seine Erscheinung auf das benachbarte Postgebäude ab. Nach 107 Jahren ist aus dem schmucken Empfangsprachtstück ein heruntergewirtschaftetes Bahnhofsgebäude geworden. Im Hinblick auf den Hessentag 2016, zu dem in Herborn zwischen 850.000 und einer Millionen Besucher erwartet werden, hat die Stadt es von der Bahn gekauft. Nun soll der Eingang zur Stadt in neuem Glanz erstrahlen und die wichtigste Verkehrsachse, die Bahnhofstraße, neu konzipiert werden.

Seit der Zusage zum Hessentag 2016 geht die Stadt Herborn auch über die Fachwerk Triennale 15 einige liegengebliebene Baustellen an. In der Aula der Hohen Schule begrüßte Bürgermeister Hans Benner etwa 35 Gäste zur Fachveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e. V. aus Fulda, der die Stadt Herborn seit 38 Jahren angehört. Unter den Gästen war auch Engelbert Thielemann, Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Triennale aus Eschwege. Neben weiteren Gästen aus ganz Deutschland waren allein neun Mitglieder des Stadtparlamentes vor Ort sowie Vertreter der VR-Bank und eine Fachwerkgästeführerin aus Wetzlar. Die Entwicklung neuer Partnerschaften ist für Bürgermeister Benner im Hinblick auf Herborn im Jahr 2025 ein wichtiges Thema, die Sanierung des Bahnhofes ein wichtiges Projekt, das dabei umgesetzt wird. Eine Revitalisierung des Standortes wird gelingen, schließlich sollen hier Räume für das Stadtmarketing, für Veranstaltungen, ein Kiosk und öffentliche Sanitäreinrichtung sowie Praxis- und Wohnräume geschaffen werden.  

Heute hat der Architekt Karim El Ansari den Auftrag für das Kulturdenkmal „Bahnhof Herborn“ bekommen. Der Herborner Bürger ist stolz darauf, dass er seine Ideen in dieses Objekt einbringen kann und ihm seine Kenntnisse als gelernter Zimmerer dabei von Nutzen sind. „Das Bahnhofsgebäude hat wenige Fachwerkelemente in der Fassade, aber ein besondere Dachkonstruktion“, sagte der Architekt. Neben dem Hängewerk unter dem Dach, das leider die Nutzung der obersten Etage unmöglich mache, habe man eine relative Nutzungsfläche von 1.100 Quadratmetern. Der Ausbau soll modern, barrierefrei und mit hochwertigen Baustoffen erfolgen und so eine große Akzeptanz bei den Besuchern erreichen. Eine Herausforderung seien die Auflagen für Wärmeschutz, Brandschutz und Denkmalschutz. Da bis zum Hessentag drei Bauabschnitte abgeschlossen sein sollen, darunter auch barrierefreie Zugänge zu den Bahnsteigen, kommt es nun auf darauf an, dass alle Akteure gut zusammenarbeiten. „Dieser Bahnhof ist der Mittelpunkt einer Entwicklung, die für Herborn wichtige Weichen stellt“, stellte Dr. Uwe Ferber, Projektbüro Stadt + Entwicklung, nach dem Vortrag fest.  

Die Entwicklung des Bahnhofes wird auch durch das Förderprogramm „Aktive Kernbereiche“ möglich. Er ist ein Teil davon, weitere umfangreiche und investive Maßnahmen sollen bis 2015 angeschoben werden. Ziel der Stadt ist es, unter der Herausforderung der Erhaltung der historischen Fachwerkstadt, die Innenstadt zum multifunktionalen Zentrum zu machen. Dadurch soll die Rolle Herborns als bedeutsames Zentrum der Region gestärkt werden, erklärte Referentin Vanessa Kühl, DSK GmbH aus Frankfurt am Main. Das Förderprogramm läuft bis zum Jahr 2015 und beinhaltet ein integriertes Handlungskonzept, in dem die Bestandsaufnahme, Analyse- und Konzeptphasen inklusive einem Maßnahmenkatalog erarbeitet werden. Mit einem Handlungskonzept geht es zum Kernbereichsmanagement, in dem unter anderem Projekte entwickelt, Fördermittel beantragt und die Öffentlichkeitsarbeit übernommen werden können. Innerhalb von zehn Jahren erhoffen sich Stadt und DSK die Aufenthaltsqualität zu steigern, vor allem die Bahnhofstraße attraktiver zu machen und dort Leerstände zu beseitigen. Mit einem neuen Verkehrskonzept sowie neuen Parkmöglichkeiten, sollen auch  der Wohnwert verbessert und die historischen Häuser aufgewertet werden.

„Es muss mehr Farbe in die Stadt“, sagte der Fachwerkfan Hans Benner, der 1986 bereits den ersten Hessentag in Herborn mitgeplant und miterlebt hat. Damals war er Stadtverordnetenvorsteher und 350.000 Besucher eine recht überschaubare Herausforderung. In seinem 15. Amtsjahr als Bürgermeister sieht er den zweiten Herborner Hessentag vor allem als Chance, die Stadt durch weitere sinnvolle Projekte nachhaltig zu verbessern. Für die historischen Fachwerkhäuser der Innenstadt passt der Termin nach 30 Jahren gut in den Sanierungszyklus. Dafür wurde jüngst mit dem Fassadenprogramm vor dem Hessentag ein weiterer Erfolg verbucht. „Wir konnten bis jetzt 60 Antragstellern auf einen Zuschuss für ihre Sanierung zustimmen, was etwa ein Drittel der historischen Bausubstanz zugutekommt“, berichtete der Bürgermeister. In einer Stadtführung mit dem Stadtarchivar Rüdiger Störkel konnten sich die Gäste der Triennaleveranstaltung davon überzeugen, dass das Geld hier richtig angelegt ist.

Vor dem Hessentag stehen schon jetzt Baukräne in der Stadt, Bauarbeiter verlegen neues Pflaster, das Hessentagsbüro ist in neue Räume hinter dem Rathaus eingezogen. Bürgermeister Benner geht es darum, gemeinsam die Dinge voranzutreiben. Und wenn die Besucher aus ganz Deutschland und dem Ausland  vom 20. bis 29. Mai 2016 am Bahnhof in Herborn ankommen, werden sie sehen, wie bunt das Leben in Herborn ist.

*Fotos von der Veranstaltung unter: galerie.fachwerkagentur.de




 

Ansprechpartner

Bernd Rademacher, Stadt Herborn
Hauptstraße 39, 35745 Herborn
E-Mail: b.rademacher@stadtmarketing-herborn.de